Seit ca. 1 ½ Jahren leben wir in einem Wohnwagen. So lange das Wetter schön ist klappt alles wunderbar. Die Winter müssen wir in wärmere Gefilden verbringen, das Leben im Wohnwagen wird dann zu hart. Zu wenig Raum, zu nass, zu kalt trotz Heizung, kein Platz für die dicken Jacken.
Warum tun wir uns das alles an?
Wir wollen als Familie unsere Komfortzone verlassen, der ganze Besitz hat uns fertig gemacht.
Wir suchen nach einem Leben wo wir nicht wie ferngesteuert früh losstürzten um unser Kind ganztägig in fremde Hände zu geben damit wir Versicherung und Miete bezahlen können.
Wir wollen mit Kind unsere Träume und Wünsche leben.
Der erste Schritt in Richtung Freiheit
Letztes Jahr lebten und reisten wir durch Osteuropa. Erst mit Angst und Bangen denn wir hörten soviel Gruselgeschichten über Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Türkei und Griechenland.
„Euch werden die Räder im Schlaf geklaut“, „Der Grieche wirft Steine nach Euch“.Wir erlebten es anders. Die Rumänen sind ein herzliches Volk selbst die Sintis schenkten uns Obst und Gemüse, in den Klöstern wurden durften wir unsere Wäsche waschen lassen und bekamen Brot und Käse geschenkt, der Ungar ist am Anfang skeptisch – doch wenn das Eis gebrochen ist sitzt man mit am Gulasch Topf, die Türken trinken zum annähern einen Tee mit dir und die Griechen sind gesellig auch wenn du den Fleischspiess ablehnst.
Die Türkei hat uns Anfangs für wahr einen Kulturschock verpasst. Waren wir von der Bulgaren und Rumänen Ruhe und Respekt gewöhnt. So spielte sich plötzlich das Leben lautstark auf den Strassen ab. Der Muzzin rief und eine seltsame Stimmung ging durch die Orte. Wir wurden angestarrt- beobachtet, ausgelacht und angefasst. Die Essensbeschaffung war am Anfang sehr schwer. Frischkost gab es nur auf den Bazaren- doch wann und wo finden die Märkte statt? Die Zeiten und der Ort hingen nirgends aus.Wir hatten Krisen.
Doch immer wieder bekamen wir Hilfe. Gerade in den verzweifeltsten Momenten.Wir wurden von einer Familie zu Tee und Gebäck eingeladen. Für eine Woche blieben wir und lernten die Mentalität der Türken kennen- der Ort kannte uns und wir wurden jeden Tag freudig gegrüßt. Wir durften uns mit warmen Wasser waschen und die Wäsche abgeben. Herzlichkeit-Hilfe- viele Tees.
Die wirren des Krieges in Syrien, die vielen Flüchtlinge die tagtäglich mit ängstlichen Augen an unseren Wohnwagen vorbei gingen. Männer, Frauen, Kinder – uns wurde mulmig. Unruhen und Bombenanschläge in den Großstädten. Wir wurden nicht nur vom Auswärtigen Amt ermahnt das keine Sicherheit für uns mehr garantiert werden könne. Unsere türkischen Mitbewohner in der Gemeinschaft waren ständig im Austausch mit ihren Brüdern und Schwestern – einige warteten auf ihre Ausreisepapiere nach Australien und Frankreich.
Bob fühlte sich an seine Zeiten im Afghanistan- Krieg erinnert. Er hatte Angst. In Nacht und Nebel verliessen wir unser neues zu Hause, unsere wunderbare Gemeinschaft in den Bergen von Izmir- der erste Ort wo wir mit Familien und Gleichgesinnten sofort ohne viel Getöse zusammen harmonisch lebten und arbeiteten.
Wir waren traurig.
Wir flüchteten mit den letzten warmen Sonnenstrahlen über die türkisch- griechische Grenze. Der Winter war hinter uns her. Die ersten frostigen Nächte im Wohnwagen. Unser Hilferuf über Helpx.net wurde erhört. Andreas Knauss meldete sich- er brauchte dringend Hilfe auf seiner „Lakudia“ Olivenölfarm. Für 5 Monate waren die Verwalter eines großen Olivenhains. Tägliches arbeiten in der Erde und an den Bäumen. Abends bollerte der Kamin, Bob hakte Holz, Ella malte und ich backte Brot und Plätzchen.
Es war harmonisch, idyllisch. Ein Traum.Doch etwas trübte die Stimmung.
Ella wurde in dieser Zeit 3 Jahre alt- ab dem Tag verlangte sie nach Spielkameraden und anderen sozialen Kontakten.
Es ist eine Zeit angebrochen in denen wir ihr nicht mehr ausreichen. Wir gingen darauf ein und waren auf der Suche nach Familien und Kindergruppen. Das ist in Griechenland in den einsamen Bergen gar nicht so einfach. Die Dörfer sind meist ausgestorben- der nächste Nachbar lebt viele Kilometer weiter.
Ich sprach Eltern im Dorfkonsum an. Auf der Suche nach Kindergruppen, Krabbelgruppen irgendetwas. Nur die Eltern mit angemeldeter Arbeit haben Anrecht auf Betreuungsplätze. Da wir nicht gemeldet waren- fielen wir raus. Das nächste Handicap war, dass wir kein griechisch sprachen- da wir so einsam und abgeschieden lebten- hatten wir kaum Kontakt zu Einheimischen und das erlernen der Sprache viel uns schwer.
Wir fanden eine neue Routine für uns. Dreimal die Woche fuhren wir in die Zivilisation- zum Spielplatz am Meer- wo ab und zu Kinder und Eltern spielten. Wir nahmen Esseneinladungen von unseren weitläufigen Nachbarn an, gingen zu einem deutsch-schweizerischen Chor und luden Freunde mit Kindern aus Deutschland zu uns ein.
Absolute Abwechslung und Ella wurde entspannter.
Diesen Winter wollten wir es anders.
Auf dem Schulfrei Festival– „die Fusion für Familien“ wurden wir inspiriert, berührt und eingeladen. Im Herbst 2016 stand es fest – wir verbringen einen Teil des Winters auf der anderen Seite der Erdkugel denn uns geht es nicht nur um das Reisen sondern die Gemeinschaft, Gleichgesinnte, Familien und Kinder sind uns so wichtig wie die Sonne.
Wir haben uns mit anderen Familien die dem Winter entfliehen und Familien die frei leben vernetzt. Jetzt sind wir auf Koh Phangan- eine Insel im thailändischen Golf- subtropisches Klima. Ein kleines Paradies.
Die ersten Familien sind schon da- weitere folgen. Es kommen fast 40ig Menschen unter anderem Fit for Family, Jasmin Seelos, Roadfamily,Wieder Kind sein uva. Wir alle leben in einem Resort. Tauschen uns aus, wollen uns unterstützen und untereinander helfen. Schon jetzt ist Ella viel unterwegs und geniesst die ersten Kinder.
Wir werden 2 Monate hier mit leben Dann läuft unser Visa aus. Entweder bekommen wir eine Verlängerung für 30 Tage oder wir ziehen weiter.
Gerade regnet es und gewittert. Es ist schön warm. Die täglichen Aufgaben die wir im Wohnwagen hatten entfallen hier. Das tut gut. Der Qek Aero ist eingemietet. Wir bauen uns neue Strukturen auf.
Hier Im subtropischen Klima bei 28 grad sind andere Herausforderungen für uns als Familie. Wir leben in einer anderen Kultur mit einer komplett andere Sprache und Mentalität. Wir brauchen Zeit um hier anzukommen. Das Wasser in den Plastikflaschen schmeckt nicht und löscht nicht den Durst. Wo gibt es gefiltertes Wasser? Wo bekommt man Kokosnüsse geliefert? Warum gibt’s hier keinen Salat?
Durch die Jobs und den Verkauf unseres Besitzes verdienten wir gutes Geld für den Winter.
Eben in Berlin haben wir noch hart gearbeitet. Eben noch kroch die Feuchtigkeit an den Wänden im Wohnwagen hoch. Eben noch verkaufte und verschenkte ich viele Dinge von unseren Hab und Gut.
Das Loslassen ist und war nicht immer einfach, es ist für uns ein Abnabelungsprozess: der gute neue Rechner, das praktische und sparsame Auto, der 2 PS starke Mixer, der revolutionäre Entsafter- Tschüss- Goodbye- Auf-Wiedersehen.
In Bangkok sah ich meinen Slow Juicer im Baumarkt stehen- ich hätte ihn mir nochmal kaufen können. Doch vermisse ich ihn im Moment gar nicht- den wir leben jetzt ganz anders- es wäre nur Ballast.
Das loslassen tut gut, Stück für Stück fühlen wir uns entlastet und nicht mehr belastet.Wir fühlen uns frei.
Besitze nur soviel wie du tragen kannst:
Trotz unserer zwei Rucksäcke und einem Handgepäck fühlt es sich zu viel an. Es war wahrscheinlich eine göttliche Fügung das ich das Messer meines Reisemixers bei der Abreise in der Küche von der Mutter von Bob vergessen hatte- zum Glück fiel es mir noch auf dem Flughafen auf. Der Mixer wurde von den Eltern wieder mitgenommen- wir flogen ohne.
Oh-je- die ersten Tage habe ich geflucht, geweint ja sogar gebockt- ich ohne meine Smoothies – ich sterbe- meine Rohkost für unterwegs- vorbei!
Wie ich merke und du auch siehst: Ich lebe!!- immer noch- aus jeder Pore meines Körpers. Es ist fantastisch das Leben geht weiter auch ohne Mixer. Ich lerne es anzunehmen. Mich schneller auf neue Situationen einzustellen, das Leben ist im Bewegung- was heute noch ist- muss morgen schon nicht mehr sein.
Einen ersten Berg Lieblingsklamotten haben wir in Bangkok zurückgelassen. Kurzer Schmerz und weiter geht’s.
Es sind nur Klamotten. Es ist nur ein Mixer.
Ein umdenken findet in uns statt.
Eine Ablösung von alten Rieten und Gebräuchen. Wir sind Kinder aus der DDR- es wurde behalten, gehegt und gepflegt. Es gab ja auch kaum etwas im Überfluss. Das gute Geschirrservice war die Aussteuer für die Zukunft. Zum Glück bin ich darauf nicht hängengeblieben.
Noch verdienen wir kein Geld unterwegs und mit unseren Blog, noch suchen wir unseren ganz eigenen Weg. Unsere Ideen für unsere Arbeit, für unsere neue Zukunft ist am entstehen. Es ist ein Weg, es ist eine Therapie -ein Fluss ein Lebenswandel. Dieser passiert nicht von heut auf morgen. Er kostet viel Kraft und hat viel mit loslassen , Disziplin und annehmen zu tun.
Der Winter unter Palmen ist schön.
Doch mit „schön“ können wir uns nichts kaufen. Auch im Paradies brauchen wir Geld zum Leben. Der Winter in Thailand ist für uns kein Urlaub. Unter Palmen müssen wir uns um unsere Zukunft kümmern. Wie geht es weiter? Auch wir müssen jeden Morgen aufstehen, Zähne putzen und in den Spiegel schauen können. Keiner überweist uns jeden Monat 800 Euro die wir zum leben brauchen. Ab und zu kommen alte Ängste hoch. Wegrennen geht nicht- wir packen es an.
Hauptsache dem Kind geht’s gut.
Ella geht’s sehr gut- sie spielt seit fast zwei Jahren mit Kindern aus aller Welt. Sie knüpft Freundschaften ohne Sprachbarierren. Da ist die Lillie aus Ungarn, Antonia aus Österreich, Tilda aus Berlin und Zeynep aus der Türkei- sie vergisst keine.
Sie geht auf Kinder zu die am Strand spielen. Sie quatscht mit Erwachsenen über die Tiere und das Leben. Sie versteckt sich wenn ihr jemand zu nahe kommt und wenn sie angefasst wird- ruft sie „nein ich will das nicht“.
Sie lernt Englisch spielerisch und singt mit uns lauthals wenn wir mit dem Roller an ein STOP Schild kommen: „Stop- in the Name of Love before you break my Heart“.
Sie probiert thailändisches Essen und vermisst manchmal ihre italienischen Nudeln- sie ist tierlieb und hat keine Angst- brüllt aber wie am Spiess wenn ihr eine Riesenameise ans Bein pinkelt. Heute ist sie eine Prinzessin und morgen der schwarze Panter.
Alles ganz normal.
Eins haben wir durch die zwei Jahre auf der Straße gelernt.
Die neuen Wege und der Lebenswandel entstehen nicht nach Feierabend in der schönen Wohnung. Irgendwann werden wir in unserer Konsumwelt unglücklich und traurig und machen unseren Partner dafür verantwortlich- Beziehungen zerbrechen wie Glück und Glas- dabei bist du es selbst.
Du musst raus gehen und da suchen wo das Leben passiert.
Dein Glück herausfordern, deine Lebensenergie suchen.
So öffnet sich Schritt für Schritt deine Welt. Deine Ängste lösen sich, neue Ideen und Energien fließen. Es tut gut seinen Träumen und seinem Gefühl zu folgen- daraus entsteht Neues und das ist uns wichtig. Das ist das Leben!
Wir sind nicht anders als Du.
Wir sind nur aufgestanden- haben hinter die Fassade „Leben“ geschaut und gemerkt da ist noch viel viel mehr. Da ist mehr als der moderne Arbeitsplatz im Großraumbüro, das schöne Auto, der antike Schrank das tolle Kleid und der Urlaub in der Südsee. Da wartet das echte Leben. Mit Höhen und Tiefen.
Die Welt verändert sich- durch das Internet kann man es spüren- wir treffen täglich Familien aus aller Welt die auf der Suche sind. Ein Ruck geht durch die Menschheit. Generation Y zeigt es uns. Mehr leben weniger arbeiten. Rente bekommen wir sowieso nicht mehr.
Richtig- jeder muss sein Leben selbst in die Hand nehmen. Ich kann dich nicht zwingen. Ich will dich nur inspirieren.
Du musst jetzt nicht auf Weltreise gehen
-das sind unsere Träume- vielleicht hast du andere. Horch in dich rein. Vielleicht ist es der Wunsch deinen Partner wieder näher zu kommen, etwas weniger arbeiten, selbstbestimmt zu arbeiten, die überfüllte Wohnung entrümpeln und daraus Geld zu generieren, einfach die Welt mal wieder mit anderen Augen sehen- mach zwei Wochen zuckerfrei und dein Körper setzt ungeahnte Energien frei. Ich habe es selbst gespührt!
Du geht’s ein Schritt und am Ende schaust du zurück und du siehst- du geht’s deinen Weg und nicht den Weg der Anderen.
Bleib gesund- bleib warm-
Bis bald Diana von Aeroh Travel Kitchen