Wie viele Vorurteile haben wir über uns ergehen lassen. Wie viele schauerliche Geschichten haben wir uns angehört und dabei ging es nicht um den Wolf in den Karpaten.
Nun, wo wir hier sind stellt sich uns die Frage: Warum waren wir nicht schon früher hier?
Denn ganz im Gegenteil, zeigt sich das Land Rumänien in absoluter Freundlichkeit.
Gemütlich reihen wir uns in die pensionierten Wohnmobilreisenden aus Belgien und Niederlanden. Sie scheinen mutiger als unsere Blutsverwandten.
Ab und zu treffen wir auch Fahrradreisende oder Hitchhiker aus aller Welt- diese sind nochmal eine Spur intensiver unterwegs als wir.
Wie wir sehen, fasziniert Rumänien nicht nur uns.
In der deutschen Blog Welt fand ich wenig über dieses ach so vergessene Land.
Bunte Kleider, viele Ketten
Im Radio dudelt intensive Geigenmusik und raue Zigeunerweiber singen uns in Trance während der Autofahrten über die Transalpin, Goldzähne lachen uns entgegen. Pferdewagen gehören zum Landbild und die Städte mausern sich zu Metropolen.
Atemberaubende Natur
Die Natur zeigt sich wild und ungezähmt. Bären, Wölfe und Viper. Berge und Täler voller alter Bäume, wilde Wiesen, Samtbedeckte Hügellandschaften.
Das ganze wird wenn man westlich kommt vom schwarzen Meer und dem sagenhaften Naturparadies „Donaudelta“ umrahmt.
Geschichte
Schon im 12Jh. wanderten Sachsen ( Deutschland) nach Rumänien ein- sie besiedelten gerade die Karpaten., deshalb sind hier auch die Städtenamen zweisprachig (Bsp. Sibiu- Hermannstadt).
Die Deutschen brachten die Gotik nach Romania- was in den zum Teil wieder gut restaurierten Kirchen zu sehen ist.
Viele dieser Kirchen, Klöster und Landschaften gehören zum nun zum UNESCO Weltkulturerbe.
Die Roma, eine ethnische Minderheit, sind vor Jahrhunderten entweder aus Indien gekommen oder aus Mesopotamien über Indien. Sie sind Jahrhunderte „gezogen“ da sie durch Kriege immer wieder vertrieben wurden und so zum „fahrenden“ Volk wurden.
Zu Kommunistischen Zeiten verdienten sie sich ihr Geld als Kesselflicker, Herstellung von Bastkörben und mit der Pferdezucht.
Seit dem Mauerfall und der Revolution in Timişoara 1989 verlieren diese Bräuche nach und nach ihre Käufer.
Jetzt herrscht bei den Romas eine Arbeitslosigkeit von 80-100%.
In manchen Regionen leben die Roma und ehemaligen Deutschen helfend und teilend miteinander.
Die Dörfer sind hier noch im alten Stil. Gänse, Hühner laufen frei umher und kratzen am Abend ans Hoftor- wirklich war- wir haben es erlebt.
Eine Gemeinschaft auf dem Land
Eine Woche hatten wir die Möglichkeit in einer rumänischen Gemeinschaft zu leben. Unsere tägliche Arbeit war das Federvieh zu versorgen und zu hüten.
Morgens wollten die Gänse raus auf die Wiesen wenn wir nicht pünktlich waren wurde Ohrenbetäubend geschnattert.
Am Ende des Tages klopften sie wieder an das Hoftor und baten um Einlass. Wenn wir zu spät kamen, gab es auch schon mal einen Rabatz. Was uns wieder heimgezahlt wurde mit lautem schnattern oder gegen das Hoftor „pochen“.
Ella liebte die Hasen, sie wurden von ihr gefüttert und liebkost. Manchmal war Ella wie vom Erdboden verschluckt. Anfänglich suchten wir lange- auf die Idee, dass sie sich in einen Hasenstall zwängt wären wir nicht gekommen.
Die Gegend um Stanicova , Nähe Timişoara ist berühmt für die eigene Viehzucht.
Einen Tierarzt können sich wenige auf dem Land leisten und somit ist die Gabe, die Rundumversorgung der Tiere- vom gebären bis zum Krankheiten heilen – bis zum schlachten der Tiere- über Jahrhunderte in den Familien weitergegeben worden.
Nachbarschaftshilfe!
An einem Morgen klopfte die Nachbarin, echte Roma an und brachte mal eben zwei Gänse früh um 7:00 in unsere Sommerküche um – sie wirkte routiniert- während wir unsere mitgebrachten Chiasamen zum Frühstück verzerrten sahen wir bei dem Spektakel unfreiwillig zu.
Nach 30min waren die Tiere komplett gerupft, zerlegt und verarbeitet.
Ella war gebannt und aß später genüsslich die Gänsesuppe, die von der Mutter des Hause eigens zubereitet wurde.
Bob und ich hielten uns an unser eigens kreierten rumänische Sommersuppe.
In einer Nacht brach ein Feuer im Nachbarhaus aus, es hatte den Anschein eine Scheune zu sein- doch weit gefehlt, eine Großfamilie sprang hinaus und rief um Hilfe.
Mit Töpfen, Schüsseln und einen zu kurzen Gartenschlauch konnten wir den verkommenen Familienbesitz gerade so retten. Ich war berührt von der Aktion- das ganze Dorf war binnen von Sekunden zur Stelle und half.
Minus Pünktchen oder Marktlücke
Der allgemeine Rumäne mit Geld hat wie es uns scheint nicht viel für sein schönes Land übrig.
An vielen Orten, Straßen, Wäldern und Wanderpfade türmen sich Müllberge.
Die Tradition der rumänischen wohlhabenderen Familien ist, am Wochenende ausgedehnt zu Picknicken vorrangig im Grünen.
Leider wird auf die Umwelt keine Rücksicht dabei genommen.
Auch wenn die Plätze für uns zu gemüllt erscheinen, verweilt der Rumäne gemütlich in den Hinterlassenschaften seiner Vorgänger/innen .
Das sehen wir als großen Minuspunkt- da Bedarf es der Aufklärung
Wenden wir uns den genüsslichen Dingen des Lebens zu-
das Essen!
Die Traditionellen Speisen sind, „Mititei“ (ausgesprochen „Mitsch“) Hackfleischröllchen mit Knoblauchsauce gegrillt, gefülltes Kraut „Sarmale“ mit Hackfleisch und Reis gefüllte saure Krautwickel jeweils mit „Mâmâliga“ (Polenta Brei) serviert.
Des weiteren wird hier viel Rohmilchkäse und Milch verzehrt, „Telemea“ eine Art Feta und „Cascava“ Hartkäse aus Kuh- Schafsmilch.
Sowieso sind tierische Eiweiße das Hauptnahrungsmittel. Wahrscheinlich noch ein Relikt aus kommunistischen Zeiten- wo es wirklich nichts gab.
Umso erstaunlicher finde ich es, dass es hier und da vegane Restaurants und Rohkost Restaurants in allen Formen und Farben es geschafft haben sich in den größeren Städten zu etablieren.
Da dieses Land uns so begeistert hat und wir uns verliebt haben kommt noch ein zweiter Teil, den auf einem Bein kann man unmöglich stehen . 2. Teil Rumänien das Neuseeland des Ostens
Warst du schon mal in Rumänien? Wie waren deine Erfahrungen? Wir sind gespannt von dir zu hören! Schreib uns!
Alles Liebe, Diana
Max 13. September 2015
Danke für den Beitrag! Tatsächlich hört man ansonsten recht wenig über dieses Land.
Bob 2. Januar 2016
Lieber Max,
Danke für deine Nachricht.