Achtsame Geburt oder Krankenhaus ? Familienbett oder eigenes Kinderzimmer ?, Attachment Parenting- noch nie gehört ?, Im Tuch tragen oder schieben ?, Zucker ? Impfen ja – nein, Stoffwindeln- Papierwindeln ?, Kita ?, Frei Leben ?, Erziehung-Beziehung ?, Grenzen?, Schule ?, Spielzeug und wenn ja- wieviel ?
Ich bin seit drei Jahren Vater. Stolz, glücklich und jeden Tag dabei. Ich habe mir nie um all das Gedanken gemacht. Ich habe nicht gewußt wie sehr ein Kind fordert und gleichzeitig bereichert.
Bist du schon Vater?
Willst du einer werden oder denkst du darüber nach?
Ich sag dir überleg dir das- es ist das Tollste, Anstrengenste, Größte und Wahrhaftigste was es gibt.
Durch unsere Reise und die Aufgabe vieler Sicherheiten bin ich in der vermeintlich glücklichen Lage dieses wundervolle Wesen jeden Tag von ganz früh bis ganz spät um mich herum zu haben- ich kann Ella (3) beobachten und von ihr lernen- aber genau das ist nicht immer so einfach.
Schlagworte die mir erst jetzt klar werden:
Attachment Parenting, übersetzt bindungsorientierte Elternschaft.
Ich als Vater und wir als Familie versuchen unsere Tochter eben nicht zu erziehen. Wir hören in uns hinein und versuchen so unserem Bauchgefühl zu trauen. Aber ich sags dir- auch das ist nicht immer einfach.
Denn auch wir wurden oft mehr durch Angst und Sorge erzogen- als durch wahrhaftige Liebe und Vertrauen.
Bedürfnisorientiert bedeutet dabei nicht, jedem Wunsch des Kindes nachzukommen, sondern seine Grundbedürfnisse zu erkennen und dann zu erfüllen.
Was das im einzelnen sein kann werde ich dir später noch erläutern.
Kennst du deine Grenzen? Was kann dich zur Weißglut bringen?
Es gibt bei uns dreien selten Rückzugsräume- kein 8-10 h Job an dem man(n) mal einfach abschalten kann- kein Kindergarten der sich für ein paar Stunden dieser kleinen Seele annimmt. Freiräume entstehen durch unsere Hobbys- ich gehe tauchen, mache Sport oder arbeite an Videos für den Blog.
Aber alles in allem sind wir so gut wie 24 h am Tag mit unserer Tochter zusammen.
Manchmal ist mir das ehrlich gesagt zu viel, zu viel „Papa hier“- „Papa da“.
Dazu kommen ja noch die kleinen Kämpfe- Ellas Selbstständig werden- alles alleine machen zu wollen- alles nachvollziehbare Schritte in Ihrer Entwicklung und anscheinend auch in meiner.
Wann ich mal rot sehe
kleines Beispiel gefällig?
Ella ist leicht erkältet, sie will per se keine Jacke anziehen und draußen pfeift der Wind. Vor der Tür wasche ich ab- sie möchte gern helfen und datscht mit ihren Händen in die Waschschüssel und holt sich nasse Ärmel- sie beginnt zu schreien- ihr wäre kalt. Ich begebe mich auf Augenhöhe finde Kontakt und erkläre ihr, dass sie eine Jacke anziehen könnte. Ihr sei nicht mehr kalt… Gut- Durchatmen und gut…
Jetzt muss sie mal Pipi- ab an einen Busch- rauskommen tut aber nicht nur Pipi- ich lasse sie also kurz stehen um Papier zu holen- „MIR IST KALT!“
„Ja doch ich mach ja.“
Po ist jetzt sauber- kleines Missgeschick meinerseit im Camper- ich muss eben durchwischen- sie muss nochmal Pipi sagt sie aber diesmal drinnen- „kleinen Augenblick bitte.“
Ich putze den Boden, sie stellt den Eimer direkt ins Nasse-
Jetzt schließe ich meine Augen und atme durch-
…würde ich gern gemacht haben-
stattdessen gab es eine kurze, laute aber sehr direkte Ansage…
Das tat mir sehr leid- ich habe mich dann auch sofort entschuldigt aber wie gesagt ich bin nicht perfekt und arbeite weiterhin an mir.
Wegbegleiter sein
Täglich kann und darf ich von ihr lernen- direkt und indirekt. Ich übe mich in Geduld oder ich versuche es jedenfalls- ich lerne von ihr wie wundervoll es sein kann einen Ameisenhaufen über Minuten zu beobachten oder einem Baum zuzuhören.
Wenn sie das Bedürfnis hat mit einem Besen zu werkeln- bekommt sie die Zeit und die Möglichkeit. Wenn ihr nach klettern ist- dann los. Wenn sie heute zur Oma will- können wir ihr den Wunsch nicht erfüllen- denn wir leben in einem Camper und der steht zur Zeit in Griechenland. Wir versuchen auf ihre und aber auch auf unsere Bedürfnisse zu achten denn die sind mindestens genau so wichtig wie die Ihren.
Wie gut kennst du dich?
Um so mit einem kleinen Menschen um gehen zu können, muss man sich selbst sehr nah sein. Ich muss verstehen, wo meine Grenzen sind- diese dann auch noch kommunizieren. Alles Dinge in denen wir Männer ja für gewöhnlich Meister sind 😉 , aber wie gesagt- nicht nur Ella wächst täglich. Ich lerne mich selber immer besser kennen, kann mich öfter aus Situationen rausnehmen die früher knallhart eskaliert wären. Das ist gut aber auch ein Lernprozess. Aber der ist es wirklich wert das kann ich dir sagen.
Wer macht noch mit?
Es gibt einige Familien die ebenfalls frei leben, Väter die keine 9-5 Jobs mehr haben um Ihre Kinder wirklich aufwachsen zu sehen. Menschen die „Schule“ für mehr als überflüssig finden und die uns sehr inspiriert haben.
Kinder muss man doch unterrichten?!
Ja du hast richtig gelesen- „Schule“ ist eine Institution die Ella so nicht besuchen wird. Aber das zu erklären würde den Rahmen hier sprengen- Lies hier mal rein und schau doch hier mal vorbei: Schulfrei Festival
Kleine Menschen denen ich als Vater meine Wertvorstellungen einflöße?
Naja wenn du glaubst dein Kind ist ein Becher welchen du stetig mit deinen Wünschen, Erwartungen und Vorstellungen füllen kannst- dann kannst du auch von ausgehen, dass dein Kind so ist wie es ist weil du es dazu gemacht hast- Nur Dein Verdienst also.
Ich als Vater denke aber, dass meine Tochter mit eigenem Charakter, eigener Persönlichkeit, eigenen Talenten zu uns gekommen ist- und ich darf sie glücklicherweise begleiten.
Ich bin wirklich dankbar für die Umstände die uns auf diesen Weg geführt haben, ich finde es schade für die Omas und Opas zu Hause, aber das ist unser Leben und das funktioniert gerade so am besten für uns.
Wenn du Anregungen oder Tipps hast wie ich besser mit „Stresssituationen“ umgehen lerne- lass es mich wissen. Ansonsten wünsche ich dir ein offenes Ohr eine helfende Hand und alles erdenklich Gute für Dich und Dein(e) Kind(er).
Alles Liebe Bob